Der März war voll von „vor einem Jahr hätte ich nicht gedacht…“ und jetzt sitzen wir hier in den Ruinen der Zukunft, die nie kam und warten. Warten, dass geöffnet wird. Warten, dass geschlossen wird. Legen eine Ruine nach der anderen offen und schütten sie dann doch lieber schnell wieder zu, weil eigentlich soll sie doch noch nicht kaputt sein. Aber was sind überhaupt Ruinen in der Popkultur? Sind es all die Clubs, die leerstehen oder all die abgesagten Festivals? Oder sind es vor allem all die Musiker*innen- und Publikumsträume, die nie wurden.
Popkultur ist Ablenkung. Man versinkt in ihr und es irritiert, wenn plötzlich ein Überrest da liegt, den man nicht einfach wegdenken kann. Ruinen sind Mahnmale und die der Popkultur sind gerade jetzt besonders als ein Spiegel der Seele zu betrachten, ganz sowie sie für Leonardo DiCaprio in Christopher Nolans „Inception“ seinen seelischen Zustand widerspiegelten (wir erinnern uns der Film, der 2010 die Gemüter in Diskussionen über die Bedeutung erhitzte und zurückblickend doch so viel schneller zu verstehen war als Nolans „Tenet“ aus dem letzten Jahr). Die Seele der Popkultur ist erschöpft von Livestream Konzerten, die einfach nicht dasselbe sind, von Alben ohne Tourneen und dem nicht enden wollenden Kreis von Anträgen.
Doch bei all der Erschöpfung muss man auch eins beachten: Vor nichts posieren Musiker*innen so gerne wie vor Ruinen. Kein Graffiti in einer Geisterstadt (oder halt einfach in Kreuzberg) kann hässlich genug sein, damit Bands es nicht für Pressefotos missbrauchen. Am Ende werden die Ruinen die Grundlage für die neue Kunst sein – und die Coolness der zerfallenden Träume siegen.
Der kleine, feine Motor-Antrieb:
Die Coolness der Musikbranche wird in ihren Strukturen wahrscheinlich auch nach Corona (leider) sexistisch sein, darum haben wir uns in diesem Monat den Frauen in der Musikindustrie gewidmet und uns gefragt: Welche Auswirkung hat das Geschlecht auf eine Karriere als Künstlerin? Hier unsere Highlights zum Nachlesen:
Wie Facebook die Unsichtbarkeit von Frauen verstärkt
Mutterschaft und Kunst: Zerstören Kinder die Kreativität?
Und ein Artikel ganz ohne weibliche Unterstützung, aber dafür mit dem König der Löwen:
Warum ist Shakespeare bis heute eine solche Inspiration für Künstler*innen?
Die nächste Ladung wartet schon:
Im April widmen wir uns auf motor.de “Utopien”. Es wird um singende Dragqueens, französische Nächte und Träume aus London gehen. Der nächste Treibstoff kommt Ende April in eure Mails.
Cheers,
Mareike